Dienstag, 21. Februar 2017

Namaste, Hallo,



Wir haben schon wieder so viel erlebt, ich werde versuchen, die Eindrücke zu gliedern und mich kurz zu fassen ;) (Versprochen ist aber nichts :P. Es gilt die alte Regel: ich bin keinem böse, der den Text nicht zu Ende liest.)

1. Fahrt nach Pokhara. Hin und Zurück
Um 7 Uhr morgens ging es los: unsere Fahrt in den Touristenort Pokhara. Die erste Aufgabe war, den Busabfahrtsort zu finden: nicht so einfach in den verwinkelten Gassen Kathmandus, allerdings war es so früh morgens einfacher, die Straßen waren leer, geradezu verlassen. Nur an ein paar Ständen kochten Menschen Tee.
Das „Busterminal“ war eine große Hauptstraße, an der sicher mehr als 30 Busse nacheinander standen, wir fanden aber unseren recht schnell.
Es folgten gute acht Stunden Fahrt, die schmale Passstraße begleitete den Fluss. Die Rückfahrt bot noch einige besondere Highlights: erstens hatte sich der Dunst über Pokhara ein bisschen verzogen und man konnte die Konturen der mächtigen 8000 der Anapurna – Kette erahnen.






Zweitens musste unser Bus in Pokhara noch bei der „Werkstatt“ anhalten. Dort wurde irgendetwas am Motor herumgeschraubt bevor wir weiterfahren konnten. Mit oder ohne Constantin, das blieb noch spannend, da sich dieser vom Bus entfernt hatte, um Fotos von den Bergen zu machen. Der Ausflug hatte zur Folge, dass wir ungefähr eine halbe Stunde anstatt der Hauptstraße einen Weg nehmen mussten, der mehr Schlaglöcher als gerade Passagen aufwies. Die Leute hüpften also lustig auf ihren Sitzen auf und ab.



In Kathmandu
Viele Familien haben (seit dem Erdbeben?) kein fließendes Wasser
Kurz vor Kathmandu stehen wir momentan im Stau. Auf der engen Straße hat sich wohl ein Unfall ereignet. Kein Wunder bei den Überholmanövern, die man hier zu sehen bekommt. Das wichtigste Teil am Auto? Die Hupe natürlich.






2. Ein Tag mit Deep
Deep, der mit Constantin ein Jahr in Hong Kong studiert hat, gesellte sich am Sonntagmorgen zu uns. Gemeinsam wollte wir die Friedenspagode besichtigen. Dafür mussten wir zuerst den See überqueren, was man in einem gemieteten Ruderboot tun konnten.

In der Mitte des Sees machten wir einen kleinen Zwischenhalt. Dort lag eine malerische kleine Insel mit einem bunten hinduistischen Tempel für irgendeinen Gott des Sees. Zugegebenermaßen durchblicke ich die Vielfalt der hinduistischen Götter noch nicht so ganz. Aber es ist doch sehr beeindruckend, diese sehr andere Religion zu beobachten. Um den Schrein herum führt ein Weg, an dem lauter Glocken hängen. Diesen muss man wohl ohne Schuhe im Uhrzeigersinn begehen und dabei läuten.






Auf der anderen Uferseite wartete ein einstündiger Pfad durch einen wunderschönen Wald auf uns, von dem aus man eine tolle Aussicht hatte. Leider ohne hohe Berge. Diese blieben in der Dunstschicht verborgen.



Oben angekommen war ich erst einmal total fasziniert von den ganzen Geiern und Adlern, die den Aufwind nutzten und ihre Kreise zogen.



 Nachdem ich sie gebührend fotografiert hatte (was nicht heißt, dass ich es später nicht noch einmal versuchen sollte) konnten wir auch die Pagode besichtigen.
Das war wirklich ein sehr friedlicher Ort. Das strahlend weiße Gebilde mit den goldenen Statuen, in der Mitte ein großer goldener Buddha, war umringt von bunten Fahnen und schön gekleideten Menschen. Auch hier galt wieder: Man sollte im Uhrzeigersinn herumlaufen, diesmal aber im Stillen.








In einem kleinen Restaurant am Rande des Hügels machten wir Mittags-/Kaffeepause. Die Aussicht war fantastisch, was für mich unter anderem an den beeindruckenden Greifvögeln lag. Wer mich besser kennt: Es ist aber alles gut gegangen. Ich habe den Tag ohne erneuten Geierangriff überstanden.
Am Nachmittag zeigte Deep uns seinen Arbeitsplatz. Er arbeitet für eine christliche Organisation, die ursprünglich dafür gegründet wurde, Leprakranken zu helfen. Mittlerweile ist das Krankenhaus aber um ein paar Abteilungen gewachsen. Außerdem gibt es dort eine Farm und eine Art Behindertenwerkstatt.
Das zentrale Büro und Deeps Zimmer liegen ein Stückchen näher am Stadtzentrum.
Also nahmen wir wieder den local bus, der wirklich eine geheime Attraktion in meinen Augen ist: Ein Minivan, die Leute zusammengepfercht, die Türe natürlich offen. Eine Sitzbank ist hinter dem Fahrersitz zusätzlich eingefügt, diese ist aber sehr schmal, man kann kaum drauf sitzen. Die Leute sind allerdings (bisher ausnahmslos) auffällig nett. Eine alte Frau, die mir gegenübersaß rutschte ein Stück und gab mir zu verstehen, dass ich meine Knie doch an ihrem Sitz abstützen sollte. So eingeklemmt und vor dem Herunterfallen geschützt fuhr ich dann sehr bequem. Es gibt irgendwie Linien, aber man muss fragen, ob der Bus dorthin fährt, wo man möchte, denn welche Strecke jetzt tatsächlich befahren wird ist von außen nicht ersichtlich. Es gibt zwar vereinzelt Bushaltestellen, meistens wartet man aber einfach am Straßenrand, bis man einen weißen Minivan sieht und sagt dem Geldeinsammler, wo man aussteigen möchte.
Neben dem Gelände von Deeps Arbeits- und Wohnort gibt es einen buddhistischen und einen hinduistischen Tempel an einem Weg, der, wenn man ihn in Richtung Fluss weiterverfolgt zu einer Verbrennungsstätte für verstorbene Hindus führt. Dort schwelten noch ein paar Feuerstellen, Leute waren direkt am Fluss keine mehr zu sehen. Weiter oben stand jedoch eine Gruppe Männer, deren Köpfe mit weißen Tüchern umwickelt waren. Anscheinend ist es Brauch, sich aus Trauer die Haare zu scheren.

Hier fand wohl eine Bestattung statt
Wir aßen noch zusammen und unterhielten uns ein bisschen und verabschiedeten uns dann, voll mit Eindrücken.

3. Ein Tag Unendlichkeit
Unser zweiter voller Tag in Pokhara lief sehr gemütlich an. Gut ausgeschlafen überlegten wir eine Weile, was wir unternehmen wollten und entschieden uns zu einem tibetischen Flüchtlingslager zu laufen, das circa eine dreiviertel Stunde von unserem Hotel entfernt lag.
Dank Maxs mobilem Datenvolumen verliefen wir uns auch nicht, sondern konnten sogar einen kleinen Pfad durch eine eher ländliche Region nehmen. Dort war es unbeschreiblich friedlich. Überall blühten Blumen an den Feldrändern, umflattert von tausend bunten Schmetterlingen, Frauen wuschen Kleidung im Fluss oder am Bachesrand, die Menschen grüßten überall, stets mit einem Lächeln auf den Lippen.

Constantins geheimes Highlight: die Hängebrücke über den Fluss
Kurz vor Ankunft machten wir Halt beim Devis Fall, der eigentlich ganz schön war, aber mit so dicken, hohen Zäunen umbaut war, dass er leider nicht in seiner vollen Schönheit zu sehen war.
Insgesamt war es aber dort sehr schön. Bunte Blumenrabatte umsäumten die Wege, es gab einen Wunschbrunnen und solche Fotofiguren, wie sie oft in Freizeitparks stehen.
Beim Fotografieren von Löwenmäulchen wurde Bettina plötzlich von einer Gruppe in Saris gekleideter Frauen umringt, die unbedingt ein Foto mit ihr machen wollten.
Im Kloster
Direkt vor dem tibetischen zum Dorf erwachsenen Flüchtlingslager besichtigten wir ein buddhistisches Kloster, das, wie auch das Dorf eine sehr ruhige, friedliche Atmosphäre ausstrahlte.
Im Dorf gab es eine interessante Bilderausstellung zum Aufbau des Dorfes und der Flucht an sich. Die Tibeter leben dort schon seit 50 Jahren mit der immerwährenden Hoffnung eines Tages doch wieder in die Heimat zurückkehren zu können.

Außerdem sahen wir ein paar Frauen beim Teppichweben zu, was für uns ebenfalls sehr spannend war.


Nach einer Stärkung in Form eines Nudeltellers für 1,20 € machten wir uns wieder auf, um noch ein Kinderheim zu besuchen, in dem ein Freund von Bettina eine Weile gearbeitet hatte. Wir waren sehr stolz, dass wir es alleine schafften, einen local bus bis dorthin zu nehmen und dies ohne Zwischenfälle funktionierte.
Ein Lied für uns
Das Heim wird von einem sehr netten tibetischen Ehepaar geführt, es hat auch noch eine Zweigstelle in einem kleinen sehr abseits gelegenen Dorf (Manang; zu Fuß 6 Tage, mittlerweile dank Straße 1-2 Tage mit dem Jeep) und ab nächstem Jahr auch eine nahe Kathmandu. Alles ist sehr sauber und wirkt super organisiert. Die Kinder, teilweise ohne Eltern oder mit Eltern mit schwerer Behinderung, werden dort sehr gefördert. Neben der Schule wird nachmittags Musik- und Kunstunterricht organisiert, zwei deutsche Freiwillige leiten zB auch eine Drama class. Sehr wichtig scheint aber ebenfalls die medizinische Versorgung zu sein. Es gab Fotowände von Impfungen, Zahnarztbesuchen, etc.
Insgesamt ein tolles Projekt, umso bewundernswerter, wenn man bedenkt, dass die beiden ja selbst eigentlich als Flüchtlinge zunächst nach Indien und dann nach Nepal kamen.


So: Der Text ist zu Ende und wir stehen immer noch an der gleichen Stelle im Stau. Mittlerweile fuhr aber ein Kranken- und ein Notarztwagen vorbei, sowie ein Fahrzeug, das vielleicht ein Abschleppwagen sein könnte. Mal sehen..
Wenn es gut läuft und wir heute noch ankommen (eigentlich ist es nur noch eine gute Stunde bis Kathmandu) treffen wir später Lion, der gestern gelandet und wohl ebenfalls ziemlich erschlagen von den Eindrücken der Stadt ist.




1 Kommentar:

  1. Das war für uns ein großes Glück, dass ihr so lange im Stau festgesessen seid - so können wir nun einen so tollen und ausführlichen Bericht eurer Reise lesen. Ihr habt wirklich schon viel gesehen und erlebt. Schade, dass ihr in den Bergen keine bessere Sicht hattet.
    Schön, dass ihr auch so direkten Kontakt zu den Menschen dort habt, wie zu Deep, oder auch mit den Leuten aus dem Kinderheim.
    Weiterhin eine gute Reise, liebe Grüße an alle
    Gertraud

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