Auf Empfehlung von Dirk und Sabine, die uns im Vorfeld schon sehr unterstützt
haben und auch viele wertvolle Tipps mit auf den Weg gaben, verbrachten wir
zwei Tage mit Mukunda, einem deutschsprachigen Reiseleiter, der uns super viel
zu ungefähr allem erzählen konnte.
Der erste „Altstadt-Tag“ führte uns morgens zu einer buddhistischen Stupa, auch
Affentempel genannt, da dort lauter Paviane munter herumklettern.
Hier lernten wir viel über den Buddhismus: Dass er im Prinzip eine Art
reformierter Hinduismus ist, wie Gebetsmühlen funktionieren (sie enthalten ein
Mantra; man kann ein-, drei-, fünf- oder hundertachtmal herumgehen und sie
dabei drehen), dass die „Nase“ auf der Stupa keine solche, sondern eine alte
Form der eins ist, was wiederum für Einheit und den einen Weg zur Erleuchtung
steht, wir hörten von der Geburt Buddhas, erfuhren die Gründungsgeschichte der
Stupa, bei der das Wasser um den Hügel erst gespalten werden musste, damit die
Leute hinkommen konnten, etc.
(Falls euch etwas davon interessiert, erzähle ich auch gerne mehr ;) )
Da Bilder mehr als tausend Worte sagen, könnt ihr selbst einen kleinen Eindruck
bekommen:
Im Anschluss besichtigten wir die Altstadt von Kathmandu, genauer gesagt den
Durbar Square (Durbar=Palast). Dort sind die Spuren des Erdbebens von vor zwei
Jahren nicht zu übersehen. (Wie eigentlich auch in der gesamten Stadt,
allerdings steht es hier in sehr großem Kontrast zu den schönen
Weltkulturerbe-Gebäuden)
Mitten drin ist ein altes Haus, in dem die Kumari,
eine Kindsgöttin bis zu ihrer ersten Menstruation lebt. Das nächste Mädchen
wird dann mit einem Alter von circa vier Jahren nach 32 Aspekten von einer
Priesterdelegation ausgesucht. Ein sehr wichtiger Gesichtspunkt ist die
körperliche Unversehrtheit. Streng genommen dürfte sie, sobald sie sich zB
einmal geschnitten hat und Blut geflossen ist nicht mehr Göttin bleiben. Aufwendig
geschmückt und geschminkt sind ihre Aufgaben dann die Teilnahme an
Prozessionen, den Staatsoberhäupter (früher dem König) Segen zu spenden und ab
und an am Fenster zu erscheinen, wo Gläubige sie dann bestaunen können. Alles
in allem erscheint mir das Leben als Göttin vor allem in diesem Alter aber
nicht sehr erstrebenswert..
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Aus diesem Fenster könnte eine Göttin schauen. |
Wir konnten auch den Innenhof des Palastes, genauer gesagt eines der drei
Paläste, da es ja drei Königsstädte gibt, besichtigen. Dort erfuhren wir mehr
über die Königsfamilie, bzw. es hing dort auch eine Ahnengalerie.
Die Geschichte muss ich euch kurz erzählen, sie ist nämlich einfach kaum zu
glauben:
Im Jahre 2001 wurde die gesamte Familie (inklusive Familienmitglieder, die
eigentlich im Ausland lebten, zum Anlass eines Familienfestes aber ins Land
kamen) ermordet. Angeblich war der Kronprinz dafür verantwortlich, der wohl zu
viel getrunken, in Folge dessen seine Angehörigen abgestochen hätte und nach
ein paar Tagen im Koma an den sich selbst zugefügten Verletzungen verstorben
wäre.
Der größte Teil der Bevölkerung ist jedoch davon überzeugt, dass der zweite
Bruder des damals amtierenden Königs das Massaker zusammen mit einigen
Vertretern des Militärs geplant hatte, um sich selbst auf den Thron zu
setzen. Seine eigene Familie war nämlich
die Einzige, die das Blutbad überlebte. An der Macht, versuchte er dann die
demokratischen Strukturen zu schwächen und wieder als allmächtiger Herrscher zu
regieren. Dies misslang aber gründlich. Er wurde 2008 abgesetzt. So einwandfrei
funktioniert die Demokratie allerdings nicht, weshalb Royalisten die Hoffnung
noch nicht aufgegeben haben, dass vielleicht der Enkelsohn des unbeliebten
abgesetzten Königs einmal regieren könnte. (Der Sohn ist wohl genauso verrückt,
wie der Vater, so dass ihn niemand auf dem Thron sehen möchte: etliche
Verhaftungen wegen Drogenmissbrauch zB in Thailand, Wildern in lokalen Wäldern,
etc.)
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Der Königspalast von außen |
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Die wütende Form Shivas |
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Shiva und Parvati betrachten uns aus dem Fenster ihres Tempels |
Die letzte Station in diesem Tag war wieder eine Stupa. Die größte in Nepal.
Prinzipiell haben Lion und ich uns zwar darauf geeinigt: Kennst du eine, kennst
du alle, da der Aufbau doch sehr gleich ist. Trotzdem ist es immer wieder
faszinierend, eine zu sehen.
Außerdem konnten wir an dem Platz drumherum eine Malschule und ein
buddhistischen Kloster besichtigen. Und die Leute zu beobachten ist sowieso ein
ständiges Highlight!